„Ich möchte Sinti und Roma da sehen,
wo's ihnen gut geht,
wo sie einen guten Job machen können
und wo ihre Stimme gehört wird.“


|| Esther Reinhardt-Bendel Podcast



Sinti und Roma - Geschichte

Sinti und Roma sind die größte Minderheit Europas – in Deutschland sind sie wie die Dänen, Friesen und Sorben als Nationale Minderheit anerkannt. Es leben rund 120.000 Mitglieder der Minderheit in Deutschland – ca 12.000 in Baden-Württemberg. Die Vorfahren der Sinti lebten schon hier, ehe es Deutschland als Nationalstaat gab: Vor Bismarck, vor Goethe und Schiller, sogar vor Martin Luther.
Vor rund 1000 Jahren flohen sie vor Kriegen aus Nordindien und ließen sich in verschiedenen Ländern am Mittelmeer nieder. Manche von ihnen erreichten das heutige Gebiet von Deutschland. 1407 wurden sie das erste Mal schriftlich erwähnt und in Hildesheim gastfreundlich empfangen.

animierte Landkarte

Ein guter Start und böse Folgen

Es war zunächst ein gutes Miteinander. Doch mit der Ausbreitung des osmanischen Reiches, drehte sich der Wind, die Sinti wurden – obwohl sie Christen waren und vor den Osmanen geflohen sind – als Spione betrachtet. Damit begann das Elend dieser Menschen. Seit dem Reichstag in Freiburg 1498 galt:

Sie wurden von den Zünften ausgeschlossen
Sie durften nicht mehr in den Städten leben und mussten ihre Häuser aufgeben
Sie wurden als vogelfrei betrachtet – jeder durfte sie straffrei umbringen.

Dadurch waren sie gezwungen, ständig auf der Flucht zu sein, stets ihren Wohnort zu wechseln.

Wer Hass sät... (Theologen, Dichter und Denker)

Viele noch heute verehrte Theologen, Philosophen u. a. trugen dazu bei, die Vorurteile, den Hass zu schüren:

Sebastian Müller, ein Humanist und Theologe, bekannt durch den 100-DM-Schein, sagte: „es hat kein Vaterland, zieht müßig im Lande umher, ernähret sich mit Stehlen, hat keine Religion“

Martin Luther schrieb: „so müssen wir geschieden sein und sie [Juden und „Zigeuner“] aus unserem Land vertreiben und wie die tollen Hunde austreiben."

Der Philosoph und Dichter Johann Gottfried Herder bezeichnete Sinti und Roma als „verworfene, indische Kaste, die nach allem, was sich göttlich, anständig, bürgerlich nennet, ihrer Geburt entfernt ist“.

...wird Sturm ernten (Nationalsozialismus)

Nach so viel Hass und Hetze fiel es den Nationalsozialisten leicht, den Sinti und Roma
Den Schulbesuch zu verbieten
Sie aus Vereinen und Berufen auszugrenzen
Sie zu vermessen
Sie zu zwangssterilisieren
Sie in Lager zu stecken und zu ermorden

95% aller Sinti und Roma starben in Konzentrationslagern


...und die wenigen, die aus den Lagern heimkehrten, waren in der Mehrheitsgesellschaft nicht willkommen.
Oft mussten sie in ihre alten Lager am Rande der Städte zurückkehren
Der Völkermord wurde nicht anerkannt
Sie erhielten keine Entschädigung
Die Kinder durften bis in die 70ger Jahre nur auf Förderschulen

die Kinder von Auschwitz singen so laut



Kampf ums Recht: die Bürgerrechtsbewegung

Demonstrationen, Hungerstreik… Sinti und Roma um Romani Rose gingen seit den frühen 70ger Jahren auf die Straße um für ihr Recht zu kämpfen – und um die Anerkennung der Verbrechen der Nazizeit als Völkermord. Erst 37 Jahre nach Kriegsende, 1982, wurde der Völkermord anerkannt.
2013 schließt das Land Baden-Württemberg einen Staatsvertrag. Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagt: „Sinti und Roma sind Teil von Baden-Württemberg. Dieses Land ist unsere gemeinsame Heimat.“ Ziel ist die gleichberechtigte Teilhabe von Sinti und Roma in den Bereichen Bildung, Beschäftigung, Wohnung und Gesundheit.

Ein Weg dazu war u. a. die Gründung von Interessensvertretungen der Sinti und Roma:

sinti
&
roma



I. Zentralrat deutscher Sinti und Roma
   in Heidelberg

Der Zentralrat stellt sich selbst mit folgenden Worten vor:

„Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma wurde im Februar 1982 gegründet und ist der unabhängige Dachverband von 19 Landes- und Mitgliedsverbänden. Er ist die bürgerrechtliche und politische Interessenvertretung der deutschen Sinti und Roma mit Sitz in Heidelberg. Der Zentralrat setzt sich ein für die gleichberechtigte Teilhabe der Sinti und Roma in Politik und Gesellschaft und den Schutz und die Förderung als nationale Minderheit.“

Zentralratsvorsitzender ist Romani Rose.
Alle Infos auf www.zentralrat.sintiundroma.de
Zentralrat Sinti/Roma in Heidelberg



„Das Dokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma dokumentiert die über 600-jährige Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland. „Darüber hinaus ist das Zentrum Ort des Gedenkens an die Opfer des NS. Speziell der Holocaust an den Sinti und Roma wird in der weltweit einzigartigen Dauerausstellung aufgearbeitet, die das Haus zu einem bedeutenden Museum zur Zeitgeschichte und zu einem Ort historischer Erinnerung macht.“

Alle Infos auf www.dokuzentrum.sintiundroma.de
Dokumentations und Kulturzentrum



II. Verband Deutscher Sinti und Roma
    Landesverband Baden-Württemberg e.V.

Der VDSR||BW ist durch einen 2013 geschlossenen und 2018 erneuerten Staatsvertrag Partner des Landes Baden-Württemberg. Vorstandsvorsitzender ist Daniel Strauß.

Der Verband vertritt die Interessen und Rechte von Sinti und Roma im Land und ist Dialogpartner der Institutionen des öffentlichen Lebens wie z. B. der Kirchen, der Zivilgesellschaft und natürlich der Minderheit. Er bietet Beratung, Fortbildung, Kultur... „Herz“ des VDSR ist der Begegnungs, Gedenk- und Lernort RomnoKher in Mannheim.

Alle Infos auf www.sinti-roma.com
Zentralrat Sinti/Roma in Heidelberg